Neuigkeiten aus der VLG-Welt
Der Lebensmittelmarkt und die Turbulenzen der Politik
Marktbericht der Paul M. Müller GmbH
„Ich schwärme für einfache Genüsse.
Sie sind die letzte Zuflucht der Komplizierten.“
Zitat: Oskar Wilde
2017 war ein Jahr, in dem gewohnte Bündnisse ein Ende fanden. Ein neuer
Präsident in den USA, der die Versprechen seines Landes nicht mehr einlösen will,
ein Großbritannien, das historische Handelsbündnisse aufkündigt. Die Welt der
Kaufleute befindet sich in einem beängstigendem Umbruch.
Oliven
Trockenheit und hohe Temperaturen haben das Wachstum der Oliven in diesem Jahr sehr beeinträchtigt. Die Hauptsorte für Dosenware Hojiblanca wird erst im November / Dezember geerntet. Es gibt in diesem Zeitraum daher immer noch eine gewisse Unsicherheit, welche Mengen ausschliesslich für die Ölproduktion geerntet werden und damit die verfügbare Tonnage Tafeloliven reduziert. Schätzungen liegen bei 10 Prozent Mindermenge gegenüber der letzten Saison. Die Produzenten müssen etwas 12 Prozent höhere Preise für die Rohware bewilligen und in der neuen Saison werden auch die Preissteigerungen für das Dosenblech vom April dieses Jahres in die Kalkulation einfließen. Konkrete Offerten wird es wie üblich im Januar 2018 geben.
Artischocken
in Spanien wird eine ähnliche Fläche wie 2017 kultiviert. Stand heute wird da Preisniveau auf letztjähriger Basis liegen. Entscheidend wird die Witterung in den nächsten Monaten sein. Die Hauptpacksaision beginnt im Februar / März.
Mandarinen-Orangen
Die Hersteller in China finden nicht genügend Saisonkräfte in der Produktion (bei unserem Hauptpacker fehlen ungefähr 1000 Leute). Die Abwasserreinigung wird jedes Jahr von den Behörden zum Glück strenger kontrolliert und hat enorme Investitionen erfordert. Die Preise liegen deutlich über 2017, obwohl die Währung etwas günstiger ist als vor einem Jahr.
Spanien erwartet nach einer Rekordernte im letzten Jahr wieder ein Mengenniveau wie 2016. Die Rohware ist erheblich teurer als zuletzt. Nur die Türkei liegt preislich etwas auf Vorjahresniveau, ist qualitativ aber nicht mit China vergleichbar.
Thunfisch
Die "fadban"-Zeit in Asien (Fangstopp) ist inzwischen beendet worden. Man muss die nächsten Wochen abwarten, um beurteilen zu können, ob die Fänge tatsächlich ergiebiger werden, als in den letzten Monaten und die Betriebe in der Lage sind, ihre Kontakte ausreichend zu bedienen bzw. die noch ausstehenden Lieferungen aufzuholen.
Aus Ecuador wird gemeldet, dass dort in Kürze ein neues Fangverbot in Kraft treten wird. Asien und Südamerika sind die größten Verarbeitungsgebiete weltweit. Wenn jetzt Südamerika für einige Wochen ausfällt, belastet dies wiederum enorm unsere Mengen aus Asien. Die Produzenten gehen weltweit davon aus, dass die Fänge allgemein weiter schlecht bleiben dürften und die steigende Nachfrage nicht mehr gedeckt werden kann. Hinzu kommen noch die in Deutschland immer komplizierter werdenden Einfuhrabwicklungen für den Produzenten und uns als Importeur.
Sardellen
Marokko ist auch in diesem Jahr mit den Fängen für Sardellen weit unter den Erwartungen geblieben. Das hatte zur Folge, dass massive Käufe die peruanischen Betriebe an den Rand ihrer Kapazitäten gebracht haben.
Aufgrund der Nachhaltigkeitsprogramme in Südamerika werden immer wieder Fanggebiete geschlossen, was zur Verknappung der Rohware führt. Und von Januar bis März wird traditionell nur für den einheimischen Markt produziert.
Ananas
Die Rohstoffpreise für Ananas sind in Thailand auf einem historischen Tiefstand. Die immer noch geringe Nachfrage nach Ananaskonzentrat vor allem aus dem Middle East und das große Erntevolumen (ca. 7.000 bis 8.000 to / Tag) führen zu einem Rohstoffpreis um die Thai Baht 3,00 / kg. Die Gewinnschwelle für die Bauern liegt bei Thai Baht 4,50 / kg. Man erwartet, dass die thailändische Regierung interveniert zum Schutz der Ananasbauern. Die thailändischen Ananasproduzenten versuchen mit Hilfe einer künstlichen Verknappung eine Preissteigerung zu erzwingen. Alle Bemühungen der Hersteller zur Preiserhöhung sind bis jetzt erfolglos. Nichtsdestotrotz scheint die Preistalsohle erreicht und leicht ansteigende Preise sind bis zum Sommerpack 2018 zu erwarten. Sollte seitens der Regierung bzw. Farmer kein massiver Einschnitt vorgenommen werden, ist ein ähnlihc großes Erntevolumen für die Sommerernte zu erwarten.
Frachtraten für 2018
Die Situation auf dem Frachtmarkt hat sich europaweit im 3. Quartal 2017 darmatsich zugespitzt - mit einer Entspannung ist derzeit nicht zu rechnen. Aufgrund des entstandenen Fahrermangels in Europa (in Deutschland sind 2016 ca. 150.000 Fahrer ausgeschieden) besteht massive Knappheit an Laderaum - auf 10 LKW stehen bis zu 90 Ladungen in Hamburg zur Verfügung.
Besonders zum Wochenanfang steht extrem wenig Laderaum in Hamburg zur Verfügung, da viele wegggefallene Stellen durch ausländische Spediteure übernommen wurden. Diese verbringen ihre Wochenenden zuhause im Heimatland. Durch dieses Ungleichgewicht (Nachfrageüberhang) steigen die Frachten. Erschwerdend hinzu kommen die steigenden Kosten für Unterbringung der Fahrer während der Ruhezeiten (Ruhezeiten dürfen nicht mehr im Fahrzeug verbracht werden - Fahrpersonalgesetz vom 25.05.2017), steigende Gehaltsforderungen der Fahrer sowie Ausweitung der Maut um weitere 37.000 km Bundesstraßen in Deutschland. Wir werden versuchen, mit unseren Logistikpartnern eine Lösung zu finden, um die steigenden Kosten so gering wie möglich zu halten.